Verantwortung statt Schuld

Egal ob ich mich schuldig fühle, oder jemand anderem die Schuld für etwas gebe, Schuld hat immer ein schlechtes Gefühl zur Folge.
Wenn ich denke, ich bin schuld, dann schäme ich mich oder mache mich selbst klein.  

Ich denke vielleicht, der andere hat recht und ich bin nichts wert.   

Ich glaube ich bin falsch und nicht liebenswert und bin ganz in diesen Gefühlen gefangen.  

Aber sich schuldig zu fühlen, hilft Niemandem 

Stattdessen muss ich die Verantwortung übernehmen.  
Ich muss mir mutig und ehrlich anschauen, was ich getan habe.   

Dabei kann es hilfreich sein, sich in die Schuhe des anderen zu stellen, um zu erkennen, dass mein Handeln Folgen hat.   

Genauso wichtig ist es aber auch, liebevoll auf mich zu schauen. Nicht um das, was ich getan habe zu entschuldigen, sondern, um die tieferen Gründe für mein Handeln zu verstehen.  

Ein Beispiel

Auf der Arbeit ist alles schief gegangen und zusätzlich hatte ich Ärger mit einer Kollegin. Als ich nach Hause komme, möchte ich mit meinem Partner darüber reden. Er ist nicht ansprechbar, weil er gerade mit etwas beschäftigt ist und sagt das auch.
Ich ziehe mich wortlos und verletzt zurück. Als er später zu mir kommt, reagiere ich beleidigend und gemein. Mein Partner weiß nicht was los ist und versucht sich zu verteidigen. Die Situation schaukelt sich hoch. 

Wenn ich nun innehalte und genauer hinschaue, kann ich erkennen, dass mein Bedürfnis nach Zuwendung und Aufmerksamkeit in dem Moment nicht erfüllt wurde.
Mein Partner konnte das nicht wissen, weil ich es nicht gesagt habe. Er war gerade mit eigenen Dingen beschäftigt, so dass er gar nicht mitbekommen hat, wie es mir ging und fällt aus allen Wolken, als ich später auf ihn losgehe.

Habe ich das verstanden und kann nachfühlen, was das mit ihm gemacht hat, kann ich seine Gefühle anerkennen und sagen:   

„Mein Verhalten war nicht richtig. Ich sehe, dass ich unfair war, und das tut mir leid.“   

Durch die Übernahme von Verantwortung wird Veränderung möglich

Verantwortung ist kraftvoll und liebevoll zugleich.   
Sie macht uns offen und lässt Mitgefühl für mich und die anderen entstehen.   

Wenn ich jemand anderem die Schuld für etwas gebe, bin ich wütend, traurig oder verletzt, fühle mich im Recht und überlegen. Ich mache den anderen klein und bin selbst voller Groll.
Aber dieser Groll bewirkt nichts, im Gegenteil, es ist, als ob ich Gift schlucke und hoffe der andere stirbt daran. 

Verstehen statt Groll

Verstehen heißt NICHT zu entschuldigen (denn wo keine Schuld, da keine Ent-schuldigung).
Es kann mir helfen zu verstehen, dass der andere keine andere Handlungsmöglichkeit hatte, weil er nie andere Strategien erlernt hat.
Ich kann ihn damit konfrontieren, was sein Handeln mit mir gemacht hat und ihm so die Möglichkeit geben, die Verantwortung zu übernehmen, damit Heilung auf beiden Seiten möglich wird.

Ist der andere nicht in der Lage die Verantwortung zu übernehmen, kann es reichen zu verstehen, dass der andere ein Problem hat und nicht ich das Problem bin.