Emotionaler Schatten – Gefühle aus der Vergangenheit

Manche Emotionen haben sich aus alten Erfahrungen entwickelt.

Sie werfen einen „Schatten“ auf die Gegenwart und steuern uns aus dem Unterbewusstsein.

Verlassenheitsängste können z.B. durch die frühe Trennung der Eltern und/oder ungesunde vorherige Beziehungen entstanden sein.

Um den emotionalen Schatten zu bewältigen, muss man ihn ins Licht bringen. Das heißt, man muss lernen zu identifizieren, wann er aktiv ist.
Und dann gilt es rauszufinden, welches Bedürfnis dahintersteckt.

Nehmen wir zur besseren Erklärung das Thema Beziehung

Wenn du in Beziehungen übermäßig Angst hast, verlassen zu werden und dich deswegen unsicher und ängstlich fühlst und dann auch so handelst, kann das Bedürfnis nach Geborgenheit und Sicherheit dahinterstecken.

Ein Beispiel:

Lukas ist seit einiger Zeit in einer neuen Beziehung und ist sehr glücklich.
Er hat jedoch in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht, so dass er Angst hat seine Partnerin würde ihn bestimmt irgendwann verlassen.

Er fühlt sich unsicher und ängstlich und fragt sich, ob seine Partnerin genauso viel in die Beziehung investiert wie er.

Welches Bedürfnis steckt dahinter?

In Lukas Fall ist es das Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit.

Er möchte Vertrauen aufbauen und sich sicher sein, dass die Beziehung stabil und seiner Partnerin genauso wichtig ist. Er möchte sich geborgen fühlen können und nicht wieder verletzt werden.

Wenn Lukas nun aus seinem emotionalen Schatten heraus agiert, könnte er sich von seiner Angst überwältigen lassen und beginnen, in der Beziehung übermäßig kontrollierend zu werden.

Er fragt ständig nach, wo seine Partnerin ist und was sie tut, und wird eifersüchtig, wenn sie Zeit mit anderen Menschen verbringt.
Gleichzeitig nimmt er seine eigenen Bedürfnisse zurück, um keine Konflikte zu riskieren.

Statt offen über seine Ängste zu sprechen, verhält er sich zunehmend misstrauisch und unsicher.

Irgendwann wird sein ständiges Nachfragen und sein mangelndes Vertrauen dazu führen, dass sich seine Partnerin eingeengt fühlt und beginnt, sich von ihm zu distanzieren.

Anstatt Sicherheit zu schaffen, zerstört Lukas‘ Verhalten das Vertrauen und die Nähe in der Beziehung

Lukas Ängste verstärken sich, da er die Situation nicht offen anspricht und seine eigenen Ängste immer weiter projiziert.
Schließlich eskaliert die Situation und es tritt genau das ein, wovor Lukas Angst hat: er wird verlassen.

Wie könnte ein gesünderes Verhalten aussehen?

Lukas erkennt seine Ängste und spricht offen mit seiner Partnerin über seine Gefühle und Unsicherheiten.

Er erklärt ihr, dass er in der Vergangenheit verletzt wurde und daher Schwierigkeiten hat sich wirklich einzulassen und Vertrauen aufzubauen.

Seine Partnerin zeigt Verständnis und versichert ihm, dass sie die Beziehung ebenfalls sehr schätzt und gemeinsam mit ihm an einer stabilen Basis arbeiten möchte.

Lukas fühlt sich durch das Gespräch verstanden, was es ihm leichter macht auch in Zukunft zu sagen, wie es ihm geht.

Dieser ehrliche, offene und kommunikative Umgang mit schwierigen Emotionen und ungesundem Beziehungsverhalten, hilft beiden bei sich zu bleiben und gleichzeitig Verständnis für den anderen zu entwickeln.

So wird die Beziehung stärker und stabiler und Lukas kann seinen emotionalen Schatten nach und nach auflösen.

Es gibt viele weitere Beispiele für emotionale Schatten, die in uns aktiv sein können:

Perfektionismus (aufgrund hoher Erwartungen in der Kindheit), der zu ständigem Druck und Selbstzweifeln führt.

Angst vor Ablehnung (aufgrund von Mobbing oder sozialer Ausgrenzung in der Jugend), die zu einem übermäßigen Bedürfnis nach Bestätigung führt.

Wut und Groll (wegen ungerechter Behandlung in der Vergangenheit), die in aktuellen Konflikten plötzlich aufbrechen.

Angst vor Kritik (nach wiederholter Abwertung durch Eltern oder Partner), die zu übermäßiger Anpassung und einem Drang nach Perfektion führt.

Selbstwertprobleme (durch mangelnde Anerkennung in der Kindheit), die zu Unsicherheit und Abhängigkeit von externer Bestätigung führen.

Lerne zu erkennen, wann du aus einem emotionalen Schatten heraus reagierst. Dafür musst du mutig und ehrlich zu dir sein.
Übe solche Situationen zu analysieren, in dem du sie aufschreibst und dir genauer anschaust:

  • Was genau ist passiert?
  • Was für eine Situation war das?
  • Welche Gefühle sind da in mir aufgetaucht?
  • Finde ich jetzt, während ich mir das rückblickend anschaue, dass meine Gefühle und Reaktionen angemessen waren?
  • Oder waren sie vielleicht übertrieben und zu extrem?
  • Welches Bedürfnis könnte dahinterstecken?
  • Wie kannst du dieses Bedürfnis anders, gesünder, erfüllen?

Vielleicht kann eine Freundin oder ein Freund dir dabei helfen.

Je öfter du dir so deine Emotionen, deine Bedürfnisse und dein Verhalten anschaust, desto besser kannst du auch lernen mit ihnen umzugehen.

Blog Texte Psyche psychologische Tipps psychologische Infos psychotherapeutische Infos, psychotherapie freiburg, psychotherapeutische Beratung